Gemeinde Bernrieth
Seit dem Jahre 1666 gehörte das Gebiet der späteren Gemeinde Bernrieth zur Fürstlich Lobkowitzischen Herrschaft Waldthurn, die 1807 an das neue Königreich Bayern verkauft wurde. Auf Grund der Verordnung vom 13. Mai 1808 wurde Bayern in Steuerdistrikte aufgeteilt, wobei im Landgericht Vohenstrauß 47 Distrikte gebildet wurden. Einer davon war auch Bernrieth, zu dem Ober- und Unterbernrieth, Mangelsdorf, Ober- und Unterfahrenberg sowie Bibershof und Radwaschen gehörten.
Im Zuge der Verwaltungsneuordnung wurden danach später die politischen Gemeinden gebildet, wobei diese Neuordnung 1821 abgeschlossen war. Dieses Jahr ist somit als Entstehungsjahr der Landgemeinde Bernrieth anzusehen, die insgesamt 58 Familien umfasste und aus Ober- und Unterbernrieth, Pfifferlingstiel, Radwaschen, Birkenbühl, Bibershof, Ober- und Unterfahrenberg sowie Neuenhammer bestand.
Die Ortschaften Mangelsdorf und Hagenmühle sind 1830 als Gemeindeteile belegt. 1840 hatte die Gemeinde 408 Einwohner, Oberbernrieth als Gemeindesitz 90. 1852 wurde die Volksschule Oberbernrieth förmlich organisiert; in diesem Jahr betrug die Einwohnerzahl schon 462 Personen. 1863/64 wurde - nach langem Widerstand - in Oberbernrieth das erste Schulhaus gebaut, eine große Leistung für die kleine und arme „Ruralgemeinde".
1877 wurden schon 513 Einwohner gezählt, obwohl damals als Folge mehrerer Hungerjahre auch Bewohner auswanderten und ihr Heil in der Fremde suchten.
Als eine der ersten Landgemeinden bekam Bernrieth schon 1878 eine Feuerwehr, und 1886 heißt es in einer Statistik über die Gemeinde: „Die Gemeinde Bernrieth besteht aus Ober- und Unterbernrieth, Bibershof, Birkenbühl, Hagenmühle, Mangelsdorf, Neuenhammer, Ober- und Unterbernrieth.
In regelmäßigen Abständen wurden die Gemeinden vom königlichen Bezirksamt visitiert. Das Protokoll der „eingehenden Visitation der Gemeinde Bernrieth pro Anno 1888" enthält 35 Kritikpunkte, z.B. dass kein eigener Terminkalender angeschafft wurde oder dass die Akten nicht chronologisch geordnet seien.
Weiter ist zu lesen: „In dem Bestreben der besseren Instandsetzung des Schulgartens ist eifrig fortzufahren... Das Dach des Schulhauses ist an einigen Stellen auszubessern...Das Dach des Armen- und Hirtenhauses in Oberbernrieth ist sehr defekt ...Insgesamt muß größere Reinlichkeit herrschen auch auf den Straßen, hier besonders in Neuenhammer...Eigentliche Wegweiser, außer einigen Täfelchen, existieren nicht und müssen aufgestellt werden.... Auf die Entwässerung der versumpften Wiesen ist wieder mehr Bedacht zu nehmen."
1904 zählte die Gemeinde Bernrieth 480 Einwohner. In den Akten der damaligen Zeit wird immer von der „oberen" und der „unteren Gemeinde", also den Ortsteilen Richtung Pleystein und Zottbachtal, gesprochen.
Die Gemeindeverhältnisse in dieser Zeit beschreibt Hans May in seinem Buch „Der Fahrenberg" 1904 so: „Bevölkerungsverhältnisse: Die Kinder sind lebensfrisch und wohlgestaltet, die Jünglinge und Jungfrauen groß, kräftig, ungelenk, frisch und rot. Wirtschaftliche Verhältnisse: Ackerbau ist die Haupterwerbsquelle, welche aber aus verschiedenen Ursachen recht spärlich fließt.
Lebensverhältnisse: Die Wohnanlagen sind höchst einfach, nieder, einstöckig und enthalten, durch den Hausgang getrennt, Wohnraum und Stall unter einem Dache. Manche entsprechen mehr der Zeit, andere sind noch recht altertümlich und armselig. Neben der Haustüre wacht der Hund. Davor ist meist der Misthaufen. Drüben, wenn nicht angebaut, sind die Scheunen und Schupfen. An der Giebelseite ist gewöhnlich ein Wurzgärtchen.
Nahrung der Bewohner: Diese ist höchst einfach: Meist Kartoffelspeisen, oft recht magere Mehlspeisen, rauhes Brot, selten Fleisch. Bier, Spirituosen, Tabak, überhaupt Genußmittel, werden wenig bis äußerst wenig konsumiert."
Im Verlaufe der folgenden Jahrzehnte sank die Einwohnerzahl ab, so auf 422 im Jahre 1939. Nach dem zweiten Weltkrieg schnellte sie aber durch die vorübergehende Aufnahme von Heimat vertriebenen wieder auf 482 hoch. 1968 zählte die Gemeinde nur mehr 325 Einwohner.
Die weitverstreute Berggemeinde kann auf erhebliche kommunale Aufbauleistungen zurückblicken, vor allem seit 1948. Zu nennen sind hier vor allem der Ausbau von Wirtschaftswegen, der Bau der Wasserleitung Oberfahrenberg, der Neubau des Feuerlöschgerätehauses in Oberbernrieth, der Ankauf einer Motorspritze sowie der Ausbau der Ortsbeleuchtung in Oberbernrieth.
Die Reformen der 60er und 70er Jahre bedeuteten auch das Ende der Gemeinde Bernrieth: Nachdem schon 1967 im Zuge der damals beginnenden Schulreform die einklassige Volksschule Oberbernrieth als erste „Zwergschule" im damaligen Landkreis Vohenstrauß aufgelöst und in die Volksschule Waldthurn eingegliedert worden war, erfolgte im Rahmen der Gebietsreform mit Wirkung vom 31.12.1971 die Auflösung und Zerstückelung der Gemeinde, die auf Waldthurn, Pleystein und Georgenberg aufgeteilt wurde.
Die 150-jährige Geschichte einer kleinen Kommune ging damit zu Ende, und ein eigenartiger Zufall wollte es, dass genau an diesem 31.12.1971 auch der letzte Bürgermeister der Gemeinde Bernrieth, der „Fahrenbergwirt" Joseph Beimler, zu Grabe getragen wurde.